Der GWPR Jahresindex 2023 ist da

Global Women in PR veröffentlicht die Ergebnisse des Jahresindex 2023

  • Weltweit nahmen 560 Kommunikatorinnen an der Befragung teil
  • Gleichstellung der Geschlechter noch nicht erreicht
  • 53% aller Befragten wurden schon am Arbeitsplatz belästigt oder schikaniert

München, 15. Dezember 2023 – GWPR, das globale Netzwerk für Frauen, die in der PR- und Kommunikationsbranche tätig sind, hat am Mittwoch die Ergebnisse des Jahresindex 2023 veröffentlicht. Bereits im fünften Jahr in Folge ermittelt der GWPR Jahresindex die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter in den Kommunikationsberufen. Die Erhebung zeigt Faktoren, die diesen Fortschritt entweder behindert oder beschleunigt haben. In den Jahren seit dem Start der Untersuchung hat sich in der Welt viel verändert, aber eine Gleichstellung der Geschlechter ist noch nicht erreicht.

Die Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Opinium entstand, befragt Frauen in der PR-Branche über 35 Ländern hinweg. Die Kommunikatorinnen sind zu gleichen Teilen in Agenturen und Unternehmen beschäftigt. 10 Prozent der Befragten sind Freelancerinnen.

Leider hat sich an der Zusammensetzung der Führungsetagen in den letzten 5 Jahren nur wenig geändert. Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Führungspersonen nach wie vor Männern sind. Der Aufstieg von Frauen in Führungspositionen ist nach Ansicht der Befragten in Unternehmen langsamer als in Agenturen. Drei Fünftel der befragten Kommunikatorinnen arbeiten nach wie vor in Unternehmen, in denen die Chefetage männlich ist. Und das, obwohl der Wert von geschlechtsspezifisch gemischten Führungskreisen zunehmend anerkannt wird: Über 75 Prozent der Befragten gaben an, dass mehr Frauen an der Spitze zu einer Verbesserung der Arbeitsmethoden, der Kreativität und der Produktivität des Unternehmens führen.

 

Rund die Hälfte der Befragten wurde schon am Arbeitsplatz belästigt

In der diesjährigen Umfrage wurden erstmals Fragen zu den verschiedenen Arten von Belästigungen und Schikanen in der Arbeitsumgebung eingeführt, um herauszufinden, ob diese für Frauen ein Thema sind. Die Ergebnisse sind erschreckend: 53 Prozent der Frauen über alle Hierarchiestufen hinweg gaben an, bereits an ihrem Arbeitsplatz belästigt worden zu sein: Die häufigste Form war Mobbing, davon zeigten sich weltweit 42 Prozent betroffen, mit 33 Prozent sind es in Deutschland etwas weniger. Am zweithäufigsten gaben die Befragten Machtmissbrauch (39 Prozent) an. Darunter fällt Überforderung, Beanspruchung der persönlichen Zeit sowie überlange Arbeitszeiten. In Deutschland sieht die Situation mit 28 Prozent hier etwas besser aus als im weltweiten Vergleich. Am dritthäufigsten wurde die persönliche Belästigung genannt. Etwa ein Drittel derjenigen, die über Belästigungen oder Schikanen berichteten, verließen entweder ihre Organisation oder wurden dazu gedrängt, sie zu verlassen, während bei einem weiteren Drittel keine Maßnahmen ergriffen wurden. Dies ist ein ernsthaftes Problem für das berufliche Fortkommen von Frauen, da die meisten Frauen, die über Belästigungen berichteten, in mittleren oder höheren Positionen tätig waren.

Care Arbeit verhindert Aufstieg

 Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zeigten sich als das größtes Hindernis für den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen. Weltweit gaben 87 Prozent der Befragten dies an. In Deutschland stimmten sogar 93 Prozent dieser Aussage zu.

76 Prozent sind der Ansicht, dass flexible Arbeitsbedingungen und familienfreundliche Maßnahmen fehlen, während 74 Prozent der Meinung sind, dass Frauen tendenziell weniger proaktiv nach Beförderungen fragen als Männer.

Bereits im letzten Jahr wurde das Thema Altersdiskriminierung in die Befragung aufgenommen, ein Problem, das in der Branche weit verbreitet zu sein scheint. Verschiedenen Studien zufolge sind davon mehr Frauen betroffen als Männer. In diesem Jahr gab die Mehrheit der in Agenturen befragten Frauen an, dass sie sich nicht vorstellen können, in der Agentur zu bleiben, wenn sie älter als 50 Jahre sind. Viele wollen ins Unternehmen wechseln, eine eigene Beratungsfirma gründen oder aus dem Berufsleben ausscheiden.

Flexibles Arbeiten bringt nicht unbedingt mehr Frauen in die Führungsetage

 2023 war ein Jahr des Umbruchs, denn die Unternehmen haben die Pandemie hinter sich gelassen und erkannt, dass hybride Arbeitsformen zumindest auf kurze Sicht Bestand haben werden. Während sich viele Unternehmen mit der optimalen Mischung aus Fern- und Präsenzarbeit auseinandersetzten, erkannten immer mehr Frauen die Vorteile flexibler Arbeit. Unsere Umfrage ergab, dass eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, psychisches Wohlbefinden, die Bindung weiblicher Talente und die Bewältigung von Betreuungsaufgaben nur einige der positiven Aspekte flexibler Arbeit sind.

In der Realität haben die Vorteile flexibler Arbeitszeiten nach Ansicht der Befragten jedoch nicht unbedingt dazu geführt, dass mehr Frauen, vor allem solche mit Kindern und anderen Betreuungsaufgaben, ihre Karriere vorantreiben konnten. Etwa die Hälfte der befragten Frauen ist der Meinung, dass Frauen mit Kindern beim beruflichen Aufstieg immer noch diskriminiert werden. Es wurde deutlich, dass flexible Arbeitsformen an sich nicht ausreichen, wenn sie nicht von Maßnahmen und Förderungen begleitet werden.

Was bedeutet das nun für Frauen in der PR- und Kommunikationsbranche? Trotz der Einführung flexibler Arbeitszeiten und der damit verbundenen Vorteile gibt es nach dieser Umfrage immer noch einige Hindernisse, die Frauen in ihrem beruflichen Fortkommen behindern. Hier werden das Fehlen von Maßnahmen, die auf flexible Arbeitszeiten zugeschnitten sind, angegeben, sowie verschiedene Formen der Belästigung oder Schikanen am Arbeitsplatz, Altersdiskriminierung und Vorurteile gegenüber Frauen mit Kindern. Sue Hardwick, Präsidentin des GWPR, kommentierte: „Wir sehen zwar einige Fortschritte, aber das reicht eindeutig nicht aus und geht nicht schnell genug. Wir hoffen, dass wir, indem wir die wichtigsten Probleme beleuchten, Lösungen finden können, um ein besseres Gleichgewicht zu schaffen, das für alle funktioniert.“

Die GWPR Präsidentin sieht flexibles Arbeiten an sich nicht als Allheilmittel, und während hybride Modelle entstehen, bestehe immer noch die Notwendigkeit, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen jeden Tag ihr Bestes geben können – ein Umfeld, das nicht durch Diskriminierung behindert wird. Es brauche mehr: Von Sensibilisierungsschulungen bis hin zu Vorbildern und Mentoring.

Annual Index Report 2023 gesamt

 

Kontakt international: Sue Hardwick, Co-founder and President sue@globalwpr.com  +44 (0)7710 26074

Kontakt Deutschland: Cornelia Kunze, Vorstandsvorsitzende GWPR Deutschland, cornelia.kunze@i-sekai.com ++49 (0) 172 9548585

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