Wer sich geschätzt fühlt, ist motiviert und leistungsfähig. Das Gegenteil führt im schlimmsten Fall zum Burnout. Das gilt ganz besonders, aber nicht nur in der Krise. Ein Plädoyer für mehr Wertschätzung von Betty Kieß, Mitglied von Global Women in PR Deutschland.
Zu Beginn dieses Beitrags möchte ich Sie zu einer kleinen Übung ermuntern. Überlegen Sie einmal kurz, wann Sie einem Kollegen oder Mitarbeiter in der letzten Woche aufrichtig gedankt haben. Wie haben Sie diesen Dank zum Ausdruck gebracht? Und: Was, glauben Sie, hat das bei der Person ausgelöst? Wenn Sie diese Fragen für sich beantwortet haben, lade ich Sie ein, meinem Plädoyer für mehr Wertschätzung, insbesondere in Kommunikationsberufen, zu folgen.
Unsere Profession hat in den letzten Jahren erfreulicherweise deutlich an Akzeptanz gewonnen. Dennoch: Die Wertschätzung für Kommunikationsberufe ist ausbaufähig. Daher ist es als Führungskraft in unseren Jobs meines Erachtens umso wichtiger, den Mitarbeitern genau aufzuzeigen und mit ihnen zu besprechen, wie sie mit ihrer ganz persönlichen Leistung in der Kommunikation zu einem größeren Ganzen beitragen können, welchen konkreten Wertbeitrag sie haben.
Wertschätzung heißt auch: Orientierung geben. „Die Abwesenheit von Kritik ist Lob genug“ – dieser Satz darf in Zeiten moderner Führung nicht mehr fallen. Denn das ist natürlich nicht genug. Stattdessen Lob oder Dank mit der Gießkanne auszuschütten, ist nicht mein Punkt. Sondern vielmehr, die Wertschätzung persönlich und direkt zum Ausdruck zu bringen. Sich Zeit zu nehmen. Ehrliches Interesse an den einzelnen Menschen zu zeigen.
Zuzuhören, ohne mit dem Kopf im nächsten Meeting zu sein. Wertschätzung heißt natürlich auch: zu Feedback einzuladen. In aktuellen Beiträgen zum Thema Burnout in Kommunikationsberufen wird mangelnde Wertschätzung als ein relevanter „Stressmacher“ wiederholt angesprochen.
Diesem „Stressmacher“ lässt sich durch ehrliche Wertschätzung die Stirn bieten. Ein Mitarbeiter, der sich geschätzt fühlt, ist motiviert und leistungsfähig. Er fühlt sich gesehen und gebraucht, hat eine wichtige Rolle und ist eben nicht ersetzbar.
Das ist im Übrigen ein weiterer Satz, der nicht mehr fallen sollte: „Jeder ist ersetzbar.“ Ich weiß, was damit gemeint ist, aber die Aussage stimmt im Kern meiner Meinung nach nicht. Mit seinem sehr individuellen Wesen und eigenen Arbeitsstil ist eben nicht jeder ersetzbar. Und das ist das Gefühl, das wir unseren Mitarbeitern geben sollten. Am besten jeden Tag.