Kommunikation braucht Charakter

Wer motivierte, produktive Mitarbeiter will, darf nicht nur senden, sondern muss die Verständigung suchen – im persönlichen Gespräch, meint Christine Peters, Mediensprecherin bei der Deutschen Bank und Mitglied von Global Women in PR Deutschland.

Pro Monat telefoniert der Smartphone-Nutzer etwa zehn Stunden. Vier enge „Telefon-Freunde“ haben die Menschen durchschnittlich. Das wären, rein rechnerisch, monatlich 2,5 Stunden intensive Gespräche pro Person. Dazu kommen WhatsApp, Facebook, Instagram. Zudem Gespräche von Angesicht zu Angesicht. Viel Zeit also, bei den anderen am Ball zu bleiben.

Wo verbringen wir auch viel Zeit? Am Arbeitsplatz. Dort gehen laut Studien rund 60 Prozent der Arbeitszeit für Koordinierungstätigkeiten drauf und nur 40 Prozent für die eigentliche Aufgabe. Zeitfresser sind Meetings. Das heißt, man redet und redet. Aber wir sprechen nicht miteinander. Man koordiniert sich über E-Mails. Aber wir verständigen uns nicht richtig.

Mehr als fünf Stunden pro Woche verschwenden Angestellte durchschnittlich für Doppelarbeit. Auf das Jahr gerechnet, entspricht das mehr als 260 Stunden, sagt eine Studie. Was hier fehlt, ist das persönliche Gespräch, das viel klären kann in kurzer Zeit.

Für Unternehmen ist das ein Dilemma. Denn offenbar mangelt es vielerorts an Klarheit darüber, welche Prioritäten die Firma hat und wie die Arbeit des Einzelnen auf die Strategie einzahlt. Einerseits ist es gut, dass Unternehmen heute viel mehr als noch vor zehn Jahren kommunizieren.

Andererseits dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, dass viel nicht immer gleich prima ist. Die Flut an digitalen Tools kann auch ein Gefühl der kommunikativen Überschwemmung hervorrufen und verunsichern. Gute Kommunikation braucht Charakter.

Bei der Deutschen Bank messen wir per Mitarbeiterbefragung umfassend auch den Erfolg oder Misserfolg von Kommunikation – unter anderem wie hoch der Einfluss des persönlichen Gesprächs zwischen Führungskraft und Mitarbeiter auf Zufriedenheit und Produktivität ist und welche Rolle die Unternehmenskommunikation dabei spielt, die Dinge klarer zu machen.

Nehmen wir eins vorweg: Nicht die Ergebnisse überraschen, sondern die klare Messbarkeit vom Sinn einer charakterstarken Unternehmenskommunikation, die sich traut, zu priorisieren. Genauso messbar ist der Nutzen des persönlichen Gesprächs. Denn es gibt einen direkten, frappierenden Zusammenhang: Bei Mitarbeitern, die regelmäßig mit ihrer Führungskraft im Gespräch sind, steigt die Zufriedenheit um mehr als rund 20 bis 30 Prozentpunkte im Vergleich zu jenen, die nicht miteinander sprechen.

Gleichzeitig fühlt sich diese Gruppe auch besser informiert, ist empfänglicher für gute Kommunikation. Sprich: Der Empfänger hat „offene Ohren“ für die Botschaften des Senders. Lasst uns daher beim anderen am Ball bleiben und öfter miteinander ins Gespräch gehen!

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