Zuletzt fragte mich eine Kollegin um Rat: Sie hatte einen Bühnenauftritt und wusste nicht, was sie anziehen sollte. Ich erinnerte mich an die Geschichte mit dem roten Kleid. Eine Moderatorin hatte dieses auf einer internen Großveranstaltung getragen. Noch Wochen später war ihr Outfit DAS Gesprächsthema: Vorwiegend männliche Kollegen witzelten über ihr Kleid – kein einziges Wort darüber WIE sie ihren Job gemacht hatte.
Als Radiojournalistin war die Outfitfrage lange kein Thema für mich. Herrlich gemütlich war das im kuscheligen Studio. Erst als ich zur Deutschen Bahn wechselte und zur Bühnenmoderation kam, wurde mir bewusst, wie wichtig scheinbar kleine Details neben journalistischem Handwerkszeug sind.
TOP 1: Körperhaltung
Seid euch eurer Körpersprache, einschließlich dem ersten Gang auf die Bühne, bewusst. Zu schnelles Gehen wirkt hektisch und signalisiert, dass ihr das ganz schnell über die Bühne bringen wollt – zu langsames Gehen kann hingegen theatralisch und aufgesetzt wirken. Einmal angekommen solltet ihr eine aufrechte und offene Körperhaltung einnehmen und einen selbstbewussten und kraftvollen Stand. Kurz vor dem Aufritt helfen beispielsweise Lockerungsübungen: Schwingen der Arme, Schulterrollen, Vorbeugen und wieder aufrollen. Auch Kriegerübungen aus dem Yoga oder das Öffnen der Arme nach oben in eine V-Position sind sinnvoll. Falls ihr unter starkem Lampenfieber leidet: Lächelt und denkt an etwas Schönes. Das beruhigt. Denn nach oben gezogene Mundwinkel signalisieren deinem Gehirn, dass alles gut ist. 😊
TOP 2: Stimme
Wer eine angenehme und entspannte Stimme hat, wird automatisch seriöser und kompetenter wahrgenommen. Das zeigen Marktforschungen über Nachrichtensprecher*innen. Entscheidend dafür ist die Atmung. Versucht vor eurem Auftritt, bewusst in den Bauch zu atmen und übermäßige Aufregung und Luft loszuwerden. Der Löwe aus dem Yoga hilft: Setzt euch auf die Knie, streckt eure Zunge heraus und brüllt wie ein Löwe. Auch tiefes seufzendes Atmen oder das Springen auf der Stelle helfen. Damit ihr eure eigene entspannte Stimmhöhe findet, probiert das hier: Ruhig in den Bauch atmen und an einen voll gedeckten Frühstückstisch denken. Sagt dann: Mhhhhmmmmm – Frühstück. Das ist eure natürliche Stimmlage, die ihr im besten Fall auch auf der Bühne abrufen könnt.
TOP 3: Sprache
Sprecht klar, deutlich und in einem entspannten Tempo. Setzt Dialekte bewusst ein, damit euch grundsätzlich jede*r verstehen kann. Falls ihr Text ablest: Versucht sinnhaft zu lesen und euch das Geschriebene vorzustellen, anstatt einfach nur alles runterzurattern. Eine gute Vorbereitung für klare deutliche Sprache sind Sprechübungen, wie mit dem Korken zwischen den Zähnen. Ihr könnt eure Zunge und Lippen auch so lockern: Wiederholt mehrmals die Worte „Red lolly, yellow lolly“. Eine witzige Sprechübung ist das Gedicht vom Mops vom österreichischen Lyriker Ernst Jandl. Dabei schön die Lippen spitzen.
TOP 4: Technik
Eine funktionierende Technik ist das A und O. Als Radiomoderatorin im Selbstfahrerstudio habe ich bei diversen Pannen nicht nur geschwitzt, sondern vor allem gelernt zu improvisieren. Mein Rat vor dem Auftritt: Macht euch mit der Technik vertraut. Geht zu den Techniker*innen. Falls ihr selbst die Technik bedient, testet vorab, ob alles läuft und zu hören ist. Für Auftritte mit dem Mikrofon gilt: Umgreift das Mikro fest mit einer Hand in der Mitte. Auf keinen Fall unten greifen. Das kann zu Störungen führen. Hier ist entweder der Funk eingebaut oder das Kabel angeschlossen. Und: Pfeift niemals in das Mikro und lasst es euch auch nicht aus der Hand nehmen, wenn ihr selbst moderiert.
TOP 5: Outfit
Wählt etwas, worin ihr euch sicher und wohl fühlt und das zum Anlass passt. Meine Erfahrung: Lieber dezent locker in der Bauchgegend, damit ihr frei atmen könnt. Vermeidet dünne Streifen, Karos oder kleinteilige Muster – das irritiert das Auge und sorgt bei Filmübertragungen zu Flimmern. Checkt vorab auch die Unternehmenskultur. Je nachdem kann auffällige Kleidung oder auch der Turnschuh eine gute Wahl sein. Bei Make-up und Schmuck gilt: Weniger ist mehr. Schließlich wollt ihr den Fokus auf euer Gesagtes und euren Inhalt lenken. Auch hier erinnere ich mich an eine Geschichte einer Radiokollegin, die bei einem Fernsehauftritt lange, klimpernde Ohrringe trug. Beim Zuschauen konnte ich mich auf nichts anderes konzentrieren, als die im Rede-Takt schwingenden Ohrringe, die lustige Geräusche von sich gaben.
Sandrina Mahlberg ist Moderatorin, Journalistin und interne Kommunikationsmanagerin. Sie vereint ihr journalistisches Handwerkszeug mit dem Wissen aus ihrer nebenberuflichen Tätigkeit als GroupFitness- und Yoga Trainerin.